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    Kurzgeschichten: Autor Kurt Meran von Meranien

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                                                       Kurzgeschichten 11

Ein Missverständnis?
Erna fühlte sich seit ein paar Tagen gar nicht wohl. Früh fand sie nur schwer aus dem Bett und schlich den ganzen Tag wie geistesabwesend herum.
Eigentlich war sie für ihr Alter, ich bin sechsundsiebzig Jahre jung, alberte sie immer, noch sehr gut unterwegs.
Rank und schlank wie ein junges Mädchen tänzelte sie durch die Straßen. Alle Wege bis fünf Kilometer ging sie zu Fuß. Besuchte regelmäßig ihr Fitnesscenter und die Sauna. Spielte Handball in ihrem alten Club. War beim Tanzen nicht totzukriegen und trank an der Bar manchen großspurigen Kerl unter den Tisch.

Aber seit ein paar Tagen war sie mit sich nicht zu frieden. Magenschmerzen, Kopfweh, Bauchschmerzen und die verdammten Rückenschmerzen machten ihr sehr zu schaffen. Erst hatte sie gedacht, sie hätte nur etwas Falsches gegessen. Aber eine Magenverstimmung hielt bei ihr nicht lange an. Also musste sie wohl oder übel mal den alten Knochenschuster, wie sie ihren Hausarzt Doktor Rakkete nannte, aufsuchen. Am besten rufe ich die Praxis an und lass mir einen Termin geben. Gedacht, getan. „Praxis Doktor Räkket, Schwester Monika, wie kann ich ihnen helfen?“ Die Monika scheint auch nicht älter zu werden, dachte Erna, als sie die jugendlich frische Stimme der Schwester hörte. Die sagte immer Doktor Räkket anstatt Rakkete. „Erna Mond, ich brauche einen Termin.“ Schwester Monika fragte: „Frau Mond, was fehlt ihnen denn?“ „Ich fühle mich seit Tagen nicht wohl. Leibschmerzen. Magenschmerzen, Rückenschmerzen.“ „Was wollen sie denn bei uns? Bei Unterleibsbeschwerden gehen sie am Besten zum Frauenarzt. Warten sie einen Moment, ich mache sofort einen Termin für sie aus.“ Erna überlegte. Hatte sie etwas von Unterleibsschmerzen gesagt? Eigentlich nicht. Monika konnte man nicht unterbrechen. Die redete in einem Tempo, dass man gar nicht dazu kam. „Frau Mond, sie sind bitte in einer Stunde bei Doktor Kugel. Er nimmt sie gleich dran. Ich habs dringend gemacht.“ Das Gespräch war beendet. Auf eine Erwiderung hatte Schwester Monika gar nicht erst gewartet.
Erna machte sich fertig, bestellte eine Taxe und war pünktlich, geschniegelt und gebügelt in der Praxis Doktor Kugel. An der Rezeption wurde sie von Schwester Marianne, die den komischen Namen Kanons führte, empfangen.
„Bleiben sie gleich hier. Sie kommen sofort dran.“ Zwei Minuten später saß Erna Doktor Kugel gegenüber. Der hieß nicht nur so, der war eine Kugel. Dick und rund, aber behände wie ein Eichhörnchen, grinste er sie freundlich an. „Nun Frau Mond, sie lachen heute ja gar nicht wie der Vollmond“, scherzte er. Erna zählte ihre Beschwerden auf. Die Kugel schien überhaupt nicht richtig zuzuhören. Sie blätterte in Unterlagen und spielte mit dem Computer. Als Erna irritiert innehielt, fragte sie uninteressiert: „Wann hatten sie ihre letzte Regel?“ Erna starrte den Doktor verblüfft an. Antworten konnte sie nicht. Sie starrte nur in sein Gesicht. Was hatte der? Ungeduldig und laut wiederholte der Doktor seine Frage, dabei jedes einzelne Wort betonend: „Wann – hatten – sie – ihre – letzte – Regel?“ Erna erholte sich langsam und sagte: „Keine Ahnung!“ Die Kugel explodierte: „Was, dass wissen sie nicht? Das muss jede Frau wissen! Haben sie denn keinen Regelkalender?“ „Nein“ „Kruzitürken noch mal. Das ist ja unerhört!“ Erna wurde es zu viel! Sie stand auf, sah die Kugel aus ihrer Höhe strafend an, und sagte, ebenfalls jedes Wort einzeln betonend und weite Zwischenräume lassend: „Herr Doktor Kugel. Wissen sie überhaupt mit wem sie jetzt gerade hier im Behandlungszimmer sprechen? Ich bin sechsundsiebzig! Wie soll ich mich noch an meine letzte Regel erinnern? Außerdem habe ich weder am Telefon zu Schwester Monika, noch vorhin etwas von Unterleibsbeschwerden gesagt. Wenn sie nicht mehr in der Lage sind, ihre Patienten zu sehen und auch noch taub sind, dann müssen sie in Rente gehen.“ Drehte sich herum und ging. Doktor Kugel blieb mit offenem Mund sitzen. Im Vorraum sagte Erna zur Schwester: „Sehen sie mal nach ihrem Boss. Der ist blind und taub.“ Und ging. Die Praxis des Doktor Rakket war hier im Ärztehaus auf dem gleichen Flur. Sie ging hinein und stellte Monika zur Rede: „Was haben sie Schwester Marianne gesagt, was ich habe? Ich habe am Telefon nichts von Unterleibsbeschwerden gesagt. Sie werden mich nicht los, ehe ich nicht bei der Rakete war!“ Schwester Monika ging ins Sprechzimmer und kam mit rotem Kopf zu rück. „Setzen sie sich. Sie kommen bald dran.“ Erna beugte sich über die Theke und sagte leise, aber zischend wie eine Schlange: „Wenn ich nicht als Nächste drankomme, mache ich hier Kleinholz.“ Zehn Minuten später saß sie bei Doktor Rakkete. Etwas unwillig knurrte der: „ Wo tuts weh?“ „Magen, Kopf, Rücken, Bauch“, schnurrte Erna herunter. Und der liebe Doktor fragte: „Wann hatten sie das letzte Mal ihre Regel?“   

Kurt Meran von Meranien 03.05.2010
*

KUNDENDIENST – DIENST AM KUNDEN!

Diese märchenhafte Vorstellung (DIENST AM KUNDEN) kennt JEDER, der einmal etwas nach dem Kauf reklamiert hat, oder noch während des Kaufes monierte.

Nehmen wir einmal an, alle Verkäufer verkaufen nach geltendem RECHT. Gewissen habe ich mit Absicht weggelassen, da mir nicht klar ist, was„Gewissen“ bedeutet. Wer also nach geltendem Recht verkauft, braucht keine Reklamationen befürchten.

Wie ist es eigentlich mit einem Kauf in der Apotheke bestellt?

Liegt ein Rezept vor, muss sich, so viel ich weis, der Verkäufer der Apotheke, mit Menge und Funktion, nach den Angaben im Rezept richten.

„Verkäufer (in) der Apotheke“, nennen sich einfach „Apotheker“.

Sind diese Apotheken-Fachkräfte (?), an irgend eine Vorschrift oder einen Eid, so wie die Ärzte gebunden?

Oder ist nur der Eigentümer gesetzlich gebunden?

Ärzte sollen ja, habe ich gehört, einen Eid ablegen, der in Wirklichkeit nicht rechtskräftig ist!!!

Ärzte maßen sich evtl. Rechte an, die nicht an RECHT gebunden sind.

So sind die Leute, die das Pech haben, sich und ihre Leiden einem Arzt anzuvertrauen, zwar keine Kunden des Arztes, sondern Patienten und genießen Rechte (https://de.wikipedia.org/wiki/Patientenrecht), was auch manchmal vergessen wird. Aber WIR sind ja daran gewöhnt, stundenlang im Wartezimmer die Zeit zu vertrödeln. Aber wehe, man kommt einmal zu spät!

Der Arzt kann sie, seine Patienten, stundenlang im Wartezimmer schmoren lassen, ohne das der Patient (Kunde) sich rechtskräftig beschweren kann. Ich habe einmal vor Jahren in einer medizinischen Fachzeitschrift gelesen, dass der Patient zur BERUHIGUNG, nachdem er die Arztpraxis betreten hat, zwanzig Minuten warten sollte.

Hilft eine Arznei nicht, hat der Patient (Kunde) Pech gehabt, denn nicht jeder Körper reagiert so, wie der Arzt und die Arzneimittelbranche denkt!

Geht eine Operation daneben, hat der Arzt nicht Mist gebaut, sondern es ist einfach ein Kunstfehler (kann doch Mal passieren)!

Stirbt der Patient, ist dies rechtswidrig. Denn er entzieht dem Arzt ungerechtfertigt Einnahmen und bringt ihn evtl. auch noch in Verruf!

Mein Arzt hat gerade angerufen und unverständlicher Weise, den nächsten Termin von Ende des Monats, auf Anfang des kommenden Monats verlegt! Und ich hatte gedacht, ich bin mit der lieblichen Arztgehilfin (Schwester klingt blöd) beim alten Termin allein im Behandlungsraum. So ein Mist!

Ach so! Ich bin heute in der Apotheke gewesen. Ein mir Unbekannter beschäftigte sich mit „meinem“ Rezept. Dabei habe ich wieder etwas dazu gelernt. Man sollte auf gar keinen Fall, einen Arzt, Apotheker oder anderen Verkäufer während des Verkaufsmonologs unterbrechen! Auch nicht, wenn man befürchtet, dasss dann eigene Fragen wegen zeit-mangels nicht gestellt werden könnten, denn man verärgert den Verkäufer (Arzt, Apotheker), der aus dem Tritt kommen könnte!

Soweit alles Theorie!

Erlebt

Ich wache morgens mit den Merkmalen eines Schlaganfalls auf. Rufe die 110 an und ziehe mich flugs vollständig an. Der Krankenwagen ist da, als ich den linken Schuh zubinde. Im Nullkommanichts, bin ich im Krankenhaus. Werde registriert und vorbereitet. Das dauert etwas. So circa 20 kostbare Minuten. Ich muss einmal für kleine Jungs. Wird erst abgelehnt. Dann werde ich zur Toilette geführt. Danach im fahrbaren Bett liegend, kommt die endlose Wartezeit. Wegen etlicher „Alkoholleichen“ ist kein Zimmer frei. Nach drei Tagen werde ich entlassen. Bloß gut, dass ich mich angezogen hatte. Ich habe schon zweimal im Schlafanzug auf die Heimfahrt mit einer Taxe wartend in der Anmeldung gesessen. Bei minus 10 Grad im Schlafanzug nach Hause zu Fuß gehen müssen, wenn man vor dem Transport ins Krankenhaus, nicht die Zeit mit ANKLEIDEN vertrödeln durfte und auch das Einstecken der Brieftasche, für den Transportarzt zu viel Zeit kosten würde.

Später zog die MODERNE in die Untersuchungen ein. Nach meinem Klick auf die Notruftaste des Hausnotrufs, kreuzten zwei Ärzte bei mir auf. Schlossen mich an einen Computer an und stellten, während der Computer arbeitete, Fragen! „Welchen Wochentag haben wir heute? Wie stehen die Uhrzeiger bei 14:50 Uhr?“

Dann werteten sie den Papierstreifen, den der Computer ausspuckte, aus.

„Sie sind zwar nicht gesund, haben aber keinen Schlaganfall.

Tschüss!“

Ich habe mehr als ein Dutzend Gebrechen. Bin mehrmals operiert und habe zwei verschiedene Krebsarten. Nach einer Komplexuntersuchung im Jahr 2004, gab mir eine Ärztekommission, als ich eine Hirn-Op. verweigerte, noch 10 Jahre Lebenszeit! Unkraut vergeht nicht – mich gibt es immer noch. Wie es scheint, aber wohl nicht mehr lange. Die täglichen Schmerzen und Operationen …

 

Es wird Zeit zu gehen! Na ja-GEHEN! Ich hoffe, dasss ich gefahren werde!

 

Kurt Meran 21.10.2022

* * *

Gehirnjogging für Reisende
Ich bin wieder einmal unterwegs gewesen.Mit der Eisenbahn. Deutsche Bahn. Die Bahn. Deine Bahn. Meine Bahn ist es bestimmt nicht. Na ja, jedenfalls steht DB dran.
Man hat es ja heute sehr bequem. Braucht sich nicht mehr am Fahrkartenschalter anzustellen. Wenn man einen Computer hat. Ich setzte mich an diesen und rief die Auskunft der DB auf.
Von Leipzig Hbf nach Wernigerode.
Sofort erschien der Hinweis, dass meine Eingabe des Abfahrtsbahnhofs nicht eindeutig sei. Dabei klappte eine Liste mit Vorschlägen auf (Für Leipzig wurden zwölf Vorschläge angezeigt, für Wernigerode einundfünfzig, die Teilweise gar nichts mit der Stadt Wernigerode zu tun hatten). Ich wählte Leipzig Hbf.

Zielbahnhof das gleiche Spiel. Das ist wie beim Aufrufen der Wettervorhersage. Gebe ich als Stadt Leipzig ein, erscheint auch eine Vorschlagsliste.
Mehrere Ziele wurden gefunden:
Borna bei Leipzig (Deutschland)
Böhlen bei Leipzig (Deutschland)
Kitzen bei Leipzig (Deutschland)
Leipzig (Deutschland)
Priester bei Leipzig (Deutschland)
Taucha bei Leipzig (Deutschland)

Später musste ich nach Perleberg fahren. Es dauerte wieder eine ganze Zeit, bis der Online-Service der DB es geschnallt hatte, dass ich nicht am Umsteigen in Berlin interessiert war. Ich wollte über Magdeburg fahren. Endlich, nach dem ich mir die Lunge aus dem Hals geflucht und den 5. Whisky getrunken hatte, stand meine Verbindung nach Perleberg und Retour fest. Ich wollte mir die gebuchten Fahrkarten nach Hause schicken lassen. Dabei gedachte ich, ganze 3,50 € einzusparen. Das ist die Versandpauschale. Da ich beide Fahrkarten zur gleichen Zeit buchte, dachte ich naiver weise mit meinem dummen Kopf, sie würden zusammen verschickt werden. Das war ein unverzeihlicher Denkfehler. Sie kamen zwar zusammen an, aber in zwei verschiedenen Umschlägen. Der Inhalt jeden Umschlages kostete 3,50 €
Die Fahrt im Regionalexpress – warum der Zug diese Bezeichnung hat, ist mir schleierhaft – ist unkompliziert. Man steigt ein, sucht sich einen Platz und die Sache ist erledigt.
Aber mit dem Intercity!
Ich ging in Leipzig auf dem Hauptbahnhof  zum Bahnsteig und suchte die Informationstafel mit der Wagenreihung. Wagen 8, Platz 85, Fensterplatz. Großraumwagen.
Was ist ein Großraumwagen? Zu erst konnte ich mir darunter nichts vorstellen. Der Großraumwagen besteht aus einem Raum für Reisende. Keine Abteile. Alle Reisenden in einem Raum zusammengepfercht. Die Plätze sind wohl für Leute mit einer Höchstlänge von einhundertundfünfzig Zentimetern gedacht. Ich bin fast zweihundert Zentimeter lang und saß sehr unbequem.
In der Mitte des Wagens ist ein schmaler Gang. Wer in beiden Händen Reisegepäck transportieren will, schlägt die Arme der sitzenden Reisenden blau.
Ich stellte mich in dem Abschnitt des Bahnsteiges auf, in dem der Wagen 8 stehen musste, wenn der einfahrende Zug zum Halten gekommen war. Als der Zug stand, suchte ich meinen Wagen. An den Wagen standen keine Wagennummern. Es waren nur die Platznummern angezeigt. Ich zählte die Wagen. Es waren keine acht! Als ein Zugbegleiter kam, sagte ich: „Verzeihen Sie die Frage. Ich habe Wagen 8. Welcher ist das?" Der Mann besah sich den Zug. Dann zeigte er auf einen Wagen und sagte: „Wagen 8 muss wohl der sein.“ Ich rein. Fand auch meinen Platz. Über ihm stand, elektrisch angezeigt: Leipzig – Magdeburg. Wie hatte der Zugbegleiter so schnell herausgefunden, welcher der Wagen die Nummer 8 war?Das ist bestimmt ein Dienstgeheimnis.

Als ich eine Woche später zurück fuhr, wieder holte sich in Magdeburg das gleiche Spiel. Wagenreihungsplan. Aufstellen. Abgesehen davon, dass der Zug mehrmals als verspätet angesagt wurde, Intercityzüge dürfen sich planmäßig 15 Minuten verspäten, klappte alles! Der Zug fuhr ein. Während die Bremsen kreischten, erfolgte eine Ansage. Verstehen konnte ich nichts. Ich zählte automatisch die Wagen beim Vorbeifahren. Wo war mein Wagen? Dort wo er sein sollte, stand eine Lokomotive. Ich fragte einen aussteigenden Reisenden. „Es fehlt ein Wagen. Die 5 oder die 6!“ Ich hatte wie auf der Herreise die 8! Wenn auf die Lokomotive, wie am Wagenreihungsplan angezeigt der Wagen 1 folgt, muss der Wagen 8 am Zug ende sein. Eigentlich logisch. Denkt der Reisende. Die Eisenbahner denken da wohl anders.
Nachdem ich fluchend zwei Wageninnenleben durchforscht hatte, dauernd bei ebenfalls fluchenden, mir entgegenkommenden Reisenden angeeckt war, fand ich meinen Platz.
Fensterplatz. Besetzt! Die Platznummer stimmte. Die elektronische Anzeige der reservierten Plätze streikte. Am Fenster schmulten aus kleinen durchsichtigen Fächern zerknitterte und zerrissene Zettel. Aha. Die Reservierungen. Sie stimmtem nicht mit dem Zuglauf überein. Waren bestimmt schon seit der Postkutschenzeit in den Fächern. Als sehr viel später ein Teammitglied des Zugpersonales kam, stellte ich fest, dass ich wirklich im richtigen Wagen war. Großraumwagen 8. Auf meinem Fensterplatz saß eine süße Krabbe. Ich hatte nicht das Herz ihr zu sagen, dass das mein Platz war, da neben ihr niemand saß. Ich setzte mich. Wir kamen dann ins Gespräch. Sie sagte freimütig: „ Ich weis nicht, was das für ein Wagen ist. Der Platz war frei. Also habe ich mich gesetzt.“ Als ich fragte, was sie gemacht hätte, wenn der richtige Fahrgast mit einer Platzkarte gekommen wäre, meinte sie: „Soll er eher kommen!“ „Und wenn er unterwegs zusteigt?“ „Soll er sich einen freien Platz suchen.“ Die Kleine war sehr gebildet und gehörte der höheren Bevölkerungsschicht an. Dass sie ohne ihren Gatten unterwegs war und auch noch in der zweiten Klasse, konnte ich nicht begreifen. Vielleicht hatte sie aber ein Ticket der ersten Klasse, wusste dies aber nicht.

Wir kamen wohlbehalten in Leipzig an. Planmäßig. Was immer das beim IC auch bedeuten konnte.

Kurt Meran von Meranien 05.01.2011
*
Heimwerken
Ich stehe in Bad Schmiedeberg auf dem Markt. Das Geschäft läuft langsam an. Eine Dame mittleren Alters bleibt angelockt von meinem Aussehen, ich bin ganz in weiß, stehen. Wenn ich auf dem Markt bin, trage ich einen langen weißen Kittel und einen weißen Hut. Die Dame studiert meine Plakate. Ich lasse sie erst einmal lesen und spreche sie dann an. An meinem Stand kommt niemand vorbei, ohne von mir lautstark angesprochen zu werden. So ruhig, zurückhaltend und schüchtern ich sonst bin, auf dem Markt kenne ich kein Pardon! Ich halte der Frau zwei offene Dosen unter die Nase, und rühme die Teufelskralle. Teufelskralle wirkt bei Rückenschmerzen, und anderen Gelenkschmerzen durch Arthritis, Arthrose, Osteoporose und Gicht! Die Frau ist sehr interessiert, bemerkt aber seufzend, dass sie leider niemanden hat, der ihr den Rücken einreiben würde. Aber das ist doch gar kein Problem, sage ich lächelnd. Wir machen einen Termin und ich reibe ihnen kostenlos ihren Rücken ein. Sie sieht mich erstaunt an, und meint etwas ablehnend, das ist doch ein Gag, oder? Aber nein, ich komme gerne, ich werde sie doch nicht Leiden lassen! Sie kauft mir eine Dose Teufelskralle ab. Dann sagt sie schnippisch, ich habe nicht nur Rücken-, sondern auch Knieschmerzen, und meine Knie kann ich mir alleine einreiben. Und geht. Ein älteres Ehepaar, der Mann hinkt, bleibt kurz stehen und guckt. Ich spreche beide an. Knurrt der Alte, was erlauben sie sich denn, wir sind zur Kur hier und brauchen ihren Mist nicht! Nun dann hängen sie sich gefälligst ein Schild mit dem Wort Kurgast um den Hals! Woher soll ich wissen warum sie hier sind! Außerdem scheint ihnen die Kur nicht zu helfen, aber meine Teufelskralle hilft bestimmt! Wer sie einmal probiert hat, möchte sie nie mehr missen. Bei manchen Leuten reisen die Schmerzen schon aus, wenn sie nur die Dose in die Hand nehmen! So geht es den ganzen Vormittag. Manche kaufen gleich mehrere Dosen, andere blödeln nur herum. Man kennt mich auf den Märkten. Ich bin der Hutmann, und so werde ich von den anderen Händlern und meinen Stammkunden auch begrüßt. Gegen 15 Uhr klingelt mein Handy. Die Dame von vorhin. Ob ich ihr wirklich helfen würde? Aber freilich, antworte ich. Sagen sie mir bitte Namen und Adresse und ich bin in Kürze bei ihnen! Adresse und Weg sind schnell notiert. Dann packe ich flugs mein Zeug ein und fahre los. Als einer der Schwarzen sieht, dass ich schon einpacke, ruft er so laut, dass es über den ganzen Markt schallt, der Hutmann macht einen Hausbesuch. Ich zeige ihm einen Vogel und bin weg. Schnell habe ich das Haus gefunden. Ein kleines altes aber gut aussehendes Häuschen. Ich steige aus und gehe mit meinem Köfferchen, das ein großes grünes Kreuz ziert, zum Haus und klingle. Sofort wird geöffnet. Die Dame steht verlegen in der Tür. Ich verbeuge mich und trete so nahe an sie heran, dass sie mir sofort den Weg freigibt und mich ins Wohnzimmer bittet. Hier ist ein Kaffeetisch für zwei gedeckt. Ich lasse es mir gut gehen und sehe mich um. Sie fragt, wie es weiter geht. Ganz einfach, sage ich. Hier auf dem tollen hellen Sofa nicht. Es wäre Schade, wenn ein Fleck den Bezug verzieren sollte. Erschreckt schaut sie mich an. Was denn für Flecke? Ich grinse unverschämt, und sage dann aber harmlos, na, von der Einreibe! Erleichtert lächelt sie. Schön wäre es, wenn sie einen großen stabilen Tisch hätten. Sie schüttelt ihren Kopf. Dann bleibt wohl nur das Schlafzimmer, sage ich. Dann fordere ich sie auf, bitte Duschen sie vor der Massage heiß, dann kann die Teufelskralle schneller wirken. Wir sind fertig mit Kaffeetrinken. Sie steht auf, und sagt, ich gehe duschen. Ich frage höflich lächelnd, ob ich behilflich sein kann. Nein! Ich komme dann wieder hier ins Wohnzimmer, und schenkt mir ein Glas kaltes Wasser ein, was ich auch dringend nötig habe! Nach einer Weile höre ich etwas. Ich trete auf die kleine Diele. Alle Türen sind nur angelehnt. Es ist kein Laut zu hören. Das Bad ist am Aufkleber schnell erkannt. Ich klopfe und frage, haben sie gerufen und öffne die Tür ganz. Sie steht nackt vor der Wanne und sagt nein, ich habe doch gesagt, ich komme allein zu recht! Ich sehe  näher hin. Sie ist gar nicht nackt. Sie hat irgendetwas aus Gaze oder so an. Ich finde, das sie für ihr scheinbares Alter, ich habe natürlich nicht danach gefragt, eine schöne straffe Figur hat. Und denke verdrossen, ich Pinsel, warum habe ich so lange gezögert. Meine Masche mit der Badewanne kann nun ich vergessen! Na, da bin ich ja beruhigt, sage ich. Ich dachte schon, es wäre ihnen etwas passiert. Ich gehe wieder ins Wohnzimmer. Ach wissen sie, sagt sie, da sie einmal stehen, können wir auch gleich ins Schlafzimmer gehen. Die Tür gegenüber. Das Schlafzimmer in Hellblau spricht mich angenehm an. Ein breites französisches Bett. Hellgraue Möbel. Die Tagesdecke des Bettes ist zur Hälfte zur Seite umgeschlagen und auf der Bettdecke liegt ein Laken. Sie setzt sich auf das Bett. Ich sehe mich suchend um. Sie fragt, brauchen sie etwas? Ja, ein kleines Handtuch. Wozu brauchen sie jetzt ein Handtuch, fragt sie verdutzt?
Ich erkläre ihr, dass sie dann ihre frisch eingeriebenen Knie auf das Handtuch legen könne. Ohne aufzustehen sagt sie, im Schrank hinter ihnen sind welche. Suchen sie sich aus, was sie brauchen. Ich drehe mich um, und suche. Als ich mich mit einem Gästehandtuch in der Hand wieder zum Bett drehe, bin ich starr! Alles an mir ist starr und steif! Sie liegt nackt auf dem Bett! Das linke Bein ausgestreckt, das rechte aufgestellt und angewinkelt. Die Beine sind leicht geöffnet! Huhh! Die Hände hat sie unter den Kopf gelegt. Ich kann sie mir nun endlich genau ansehen, und lasse mir dabei Zeit! Wirklich eine gute Figur. Alles schön glatt und straff. Sie hält, Gott sei es gedankt nichts von Landingstrip, oder so. Mutig geniest sie meine  Blicke. Schließlich sagt sie, reiben sie mir bitte zuerst meine Knie ein. Beide. Ich schiebe das linke Bein zur Seite, hebe das rechte Bein hoch und nehme zwischen ihren Beinen Platz. Dann lege ich das rechte Bein im spitzen Winkel über meinen Schoß. Zu ihr sage ich erklärend, jetzt brauche ich mich nicht zu bücken. Dann beginne ich mit dem Einreiben. Gedanken jagen durch meinen Kopf! Wie groß ist ein weibliches Knie? Wie weit geht es? Wie geht es anschließend weiter? Was kann ich riskieren? Dabei sehe ich sie öfters an. Natürlich berauscht mich dabei weniger ihr Gesicht, sondern mehr das, was sich in meiner greifbaren Nähe präsentiert. Ohne zu einem Entschluss zu kommen, nehme ich das andere Bein, schwenke es über meinen Kopf und lege es neben das fertig massierte. Wieder überlege ich beim Einreiben. Meine Hände massieren jetzt nicht mehr nur unmittelbar ihre Knie. Sie windet sich erregt. Ihre Brustwarzen haben sich steil aufgerichtet. Mit den Knien bin ich fertig. Aber meine Hände sind von der Einreibe klebrig. Ich müsste sie waschen. Aber verdammich! Ins Bad gehen wäre jetzt taktisch unklug! Was zum Teufel mache ich jetzt?  Um Zeit zu gewinnen, schwenke ich ihre Beine langsam und natürlich einzeln über meinen Kopf zurück und lege sie nebeneinander auf das Bett. Sie räkelt sich aufreizend. Da sie sich nicht in Bauchlage dreht, beuge ich mich zu ihr herunter, um zu küssen. Um zu küssen! Meine Lippen berühren ihre Schenkel, als ich einen furchtbaren Schlag spüre!
Als ich wieder zu mir komme, lieg ich auf dem Fußboden! Benommen richte ich mich auf,  Ich sehe mich suchend um. Wo ist die Frau? Wo ist meine Brille?
Ich stehe auf. Hier sieht es aber wüst aus. Das Bettzeug ist vollkommen verwürcht und verrutscht! Ich sehe an mir herunter. Was habe ich denn an? Einen Schlafanzug? Verflucht, ich habe alles nur geträumt. Ich bin zu Hause! Beim Träumen aus dem Bett gefallen und mit dem Kopf aufgeschlagen! Ich sehe zur Uhr. Halb fünf. Mensch, heute ist Dienstag, da ist Wochenmarkt in Bad Schmiedeberg. Nichts wie ins Bad, um halb acht muss ich dort sein! War der Traum vielleicht eine Voraussage?

Kurt Meran von Meranien 03.06.2007
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Himmelfahrt
Drei Tage vor Himmelfahrt bekam ich eine Sammelmail von Udo, einem weitläufigen Bekannten. Inhalt: ‚Wer feiert mit uns den Herrentag? Bei Interesse Antwort bis Mitternacht.‘ Ich fragte per Mail, wie viel sich gemeldet hatten. Sieben, wurde gemailt. Ich sagte zu, bot an Fischbrötchen mitzubringen, und bat um nähere Informationen zum Treffpunkt. Am Mittwoch bekam ich wiederum eine Sammelmail: ‚Wir sind acht. Gefeiert wird im Grünen. Treffpunkt 11 Uhr, Haltestelle Tram Linie 1 Bautzner Straße.‘ Ich staunte den Computer an. Bautzner Straße? Wo sind da Kleingartenanlagen oder Siedlungshäuser? Na, dachte ich, Udo wird ja wissen was er macht. Ich kaufte eine Batterie Schluckflaschen, zwanzig Brötchen, verschiedene Sorten Fisch, Zwiebeln, Gurken und Sauerkraut. Am Himmelfahrtsmorgen machte ich die Fischbrötchen fertig und mich auch. Den Treffpunkt erreichte ich dreiviertel Elf. Kein Mensch da. Noch nicht einmal ein betrunkener. Ich wartete bis viertel Zwölf. Kein Mensch kam. Verunsichert zückte ich mein Handy und rief Udo an. Er meinte cool: „Wo bist Du? Ich sehe Dich nicht!“ Ich sah verdutzt auf das Display. Betrunken konnte ich noch nicht sein. War er es? Leicht beunruhigt fragte ich: „Ich sehe Dich auch nicht. Wo bist Du?“ „Ich bin gleich an der Haltestelle. Wo zum Teufel bist denn Du?“ Ich sah mich in der Runde um. Beide Bahnsteige waren leer. Was war hier los? Und plötzlich sah ich ihn! Er ging mit dem Handy am Ohr, aus einem Gebüsch kommend auf mich zu. Ich stierte ihn an und fragte: „Wo sind die Anderen?“ Vollkommen cool sagte er ruhig: „Ich bin gleich wieder da. Ich kaufe an der Tankstelle nur ein paar Flaschen Bier.“ Drehte sich um und ging mit einem Stoffbeutel in der Hand weiter. Ich sah auf meine beiden großen Aldibeutel. Was wurde hier gespielt? Nach einer Weile kam der Kerl wieder und sagte lässig: „Musste erst mal Bier holen. Ohne kann man ja nicht richtig feiern.“ Ich schluckte und sagte: „Ich habe viele Fischbrötchen und etliche Schluckflaschen dabei.“ Er nickte und meinte: „Klasse, das lass ich mir gefallen, da kommen wir schnell in Schwung.“ Was wollte der Kerl damit sagen? Ich bin doch nicht schwul! Und so viel mir bekannt ist, er auch nicht. Wir gingen zusammen los. Richtung Neubauten. Jetzt sah ich erst, dass das Gebüsch einen Fußweg verdeckte. Nach zehn Minuten kamen wir in eine Wohnung. Eine Einraumwohnung. Auf dem Fußboden lagen drei Matratzen. Eine Längswand „zierte“ eine nackte, bunte Dame. Es gab noch einen Kleiderschrank, einen Flügeltrockner mit feuchter Wäsche, eine Ecksitzbank, zwei Stuhle, eine Kommode, einen Tisch, Fernseher und Computer. Kein Mensch da. Verdutzt setzte ich mich. „Wo sind die sechs Männer und wo sind wir hier eigentlich?“ Er sagte: „Wir sind in meiner Wohnung. Ich wohne mit zwei Frauen zusammen. Wir waren gestern Abend noch aus und sind spät nach Hause gekommen. Die Frauen sind noch einmal weg. Ich habe Dir um zehn gemailt, dass unsere Feier erst um fünf beginnt. Hast Du sie nicht gelesen?“ Ich explodierte: „Wenn ich viertel Elf weggehen will, da gehe ich nicht um Zehn ins Internet!“ Da ich Hunger hatte, wickelte ich die Brötchen aus und begann zu essen. Er goss eine Flasche Bier in zwei Bierkrüge, schob mir einen rüber und nahm sich ein Brötchen. Ich fragte ihn über das Zusammenleben mit den zwei Frauen aus. Mit zwei Frauen in den zwanzig Quadratmetern musste doch sehr unbequem sein. Was mich besonders interessierte war, ob sie Gruppensex machten. Er meinte, dass niemand einen reservierten Schlafplatz habe. Jeder lege sich dort hin wo Platz ist. „Und wer schläft mit wem?“ Er sah mich erstaunt an. Dann sagte er: „Na Du stellst ja komische Fragen. Das ergibt sich doch von selbst.“ Nach meinem dritten Fischbrötchen fragte ich: „Und wie geht es hier nun weiter?“ „Es kommen noch welche, sei ganz beruhigt. Es wird noch lustig.“ Kurz danach kamen die zwei Frauen. Sie hatten Hunger. Ich bot Fischbrötchen an. Sie wollten nicht. Machten sich in der Küche Wurstbrot mit Ketschup. Danach machte eine sich frisch und beide zogen legere Kleidung an. Oder besser gesagt, sie zogen etliches aus. Axa, die kleinere lief in einem Mini-BH und Jeans und die andere, Nuccy, in einem Minirock und einem weiten Pulli herum. Da ich auf einem Ende der Eckbank saß, stieg sie über mich hinweg, um ihren Platz zu erreichen. Dabei umwehte mich ein nicht zu überriechender Duft. Axa machte den Fernseher an. Alle drei amüsierten sich nun bei einer englischen Sendung, und ich aß weiter Fischbrötchen und nutschte an meinem Bier. Später fanden sich noch zwei Pärchen ein. Sie beteiligten sich an den Fischbrötchen und nahmen auf den Matratzen Platz. Da sie nichts anderes zu tun hatten und dem Fernsehen auch nichts abgewinnen konnten, beschäftigten sie sich mit sich selbst. Aus den Gesprächen von Nuccy und Axa, welche Namen sie wirklich hatten, habe ich nicht mitbekommen, hatte ich erkannt, dass beide verlobt waren. Nuccy war bi und Axa lesbisch. Die lesbische schimpfte die andere aus, weil sie am Abend mit verschiedenen Männern geflirtet hatte. Mich interessierte hier gar nichts mehr. Ich hatte noch ein paar Fischbrötchen und meinen Schnaps. Im Garten hatte ich noch Bier. Also brach ich resolut auf und verzog mich. Ich war gerade im Garten angekommen, als mein Handy klingelte. Udo. Er teilte mir freundlich mit, dass sie an der Tankstellte einen Kasten Bier gekauft hätten und zu mir in den Garten kämen. Das hatte mir gerade noch gefehlt. Ich machte mich auf das Schlimmste gefasst. Aß die restlichen Brötchen, spülte sie runter und versteckte alle Getränke. Der Anruf war gegen sechs gekommen. Spätestens um sieben hätten sie da sein müssen. Als es neun war, fragte ich vorsichtshalber mal nach. „Wir sind gleich da.“ Ich fragte, welchen Eingang sie benutzen würden. Sie sagten, den an der Straße. Da war ich genau so schlau wie vorher. Unsere Gartenanlage hat drei Eingänge an drei verschiedenen Straßen. Und alle Tore waren um die Zeit zu. Sollten Sie anrufen. Um zehn nahm ich die Getränke aus den Verstecken und feierte erleichtert allein weiter. Und ich nahm mir fest vor, Himmelfahrt nie wieder mit englischsprechenden Frauen zu verbringen.

Kurt Meran von Meranien Mai 2009
*
Hobbyraum
Den ganzen lieben langen Tag allein mit Marianne! Furchtbar! Sch....rente! Im Sommer mochte es noch gehen, da konnte man sich in der Gartenanlage auch mal aus den Augen verlieren. Aber im Winter! Puh! Also sann ich darüber nach, wie ich mir Freiraum schaffen konnte. Hobbyraum!
Unser Keller war riesengroß! Da konnte man doch einen Raum abteilen. Los ging es. In kürzester Zeit hatte ich alles geschafft.
Mein Hobbyraum hatte sogar einen  separaten Eingang. Marianne sah allem mit scheelem Blicken zu. Ich hatte sie im Verdacht, sie wolle irgendeinen Sabotageakt starten. Und natürlich; ich hatte mich nicht getäuscht. Ein paar Tage nach der Einweihung stellte sie fest, dass genug Platz für einen zusätzlichen Schrank mit Spiegel war. Sie wollte alte Kleider, die sie z.Z. nicht mehr anzog bei mir lagern! Anstatt mich in Ruhe basteln zu lassen, stand sie dauernd vor dem Spiegel und probierte Kleider an. Aber was im Keller gut aussah und passte, gefiel ihr bei Tageslicht im Schlafzimmer nicht mehr. Also kam sie wieder. Beim Anprobieren fragte sie dauernd ob sie mich nicht störe, oder ob sie niemand so sehen könne, vor allem wenn sie sich umziehe. Mir langte es langsam. Ich sagte ihr, dass sie schon Reizwäsche anziehen müsse, um mich zu stören. Und ich bezweifelte, dass es in Ihrer Größe überhaupt Reizwäsche gäbe. Verzweifelt suchte ich einen Ausweg aus diesem nervenaufreibenden Dilemma. Eines Tages, sie hatte mir wie immer in den Ohren gelegen mit der ängstlichen Fragerei, ob die Tür richtig zu sei damit sie niemand ausgezogen sähe, warf ich sie raus. Beim rausgehen fiel sie fast über ein im Gang stehendes altes Sofa, was sie vorher gar nicht bemerkt hatte. Ha ! Ich hab’s! Du  guckst mich nicht mehr an, weil du eine Andere hast! Poussierst hier mit ihr im Keller! Pfui !Quatsch! Das Sofa ist für Notfälle!
Was denn für Notfälle ? Ganz einfach. Wenn dich jemand beim Umziehen sieht, und in Ohnmacht fällt, fällt er nicht so tief!

Kurt Meran von Meranien 15.03.2007
*
Joschka
Joschka zitterte vor Wut. So hatte er sich das Ganze nicht gedacht. Immer wenn er sich an den Anfang ihrer Beziehung erinnerte, sah er sie vor sich. Sie war groß. Sah gut aus. Kleidete sich fast immer gut. Und  eigentlich sehr elegant. Manchmal war sie aber für seinen  Geschmack unmöglich gekleidet. Dann war ihr Oberkörper in eine enge kurze Jacke gezwängt, und der restliche Körper bis zu den Füssen, in einen tonnenförmigen Rock gehüllt. Das sah aus, als ob Oben und Unten nicht zusammengehörten.
Als er sie das erste Mal sah, war er von ihrem Aussehen, ihrer eleganten Erscheinung hingerissen. Er war vollkommen hilflos gewesen.
Sie beeinflusste ihn, vielleicht ungewollt so, dass er sich in unüberlegte Ausgaben stürzte. Johannes Heesters sagte einmal, der tiefe Ausschnitt am Kleid einer Frau, bedeutet manchmal, einen tiefen Einschnitt im Leben eines Mannes! Joschka wachte erst auf, als er feststellte, dass sie nicht zuverlässig war. Termine waren für sie ein Fremdwort.  Er stellte fest, dass er oft ganze Tage vertrödelte, weil sie entweder sehr verspätet kam, oder gar nicht. Kam sie verspätet, brüstete sie sich noch  damit, dass sie überhaupt gekommen war. Und die ewige Telefoniererei.  Egal wo, ständig hatte sie ein Handy am Ohr. Ein Handy. Sie trug ständig 4 Handys mit sich herum. Eins klingelte immer. Sie brachte es sogar fertig im Auto, wenn sie fuhr, mit der rechten Hand das Handy zu halten, und mit der  linken Hand zu steuern und zu schalten! Bei ihrem Fahrstil, eine riskante Mitfahrt. Dabei fuhr sie kreuz und quer durch die Gegend, ohne sich an vorher besprochene und festgelegte Routen zu halten.
Joschka versuchte vergebens, ein planmäßiges Zusammen zu erreichen. Zwei Dinge  brachten das Fass zum Überlaufen. Sie verschwitzte einen wichtigen Termin, der ihm einen finanziellen Vorteil gebracht hätte. Als Ausgleich fuhr sie ihn dann sinnlos in der Gegend herum. Etwas später dann, schickte er ihr eine SMS mit der Bitte, für ihn eine wichtige Frage zu klären. Sie antwortete nicht. Also bemühte er sich selbst, obwohl sie mit ihren Kenntnissen und Verbindungen das schneller erreicht hätte. Als er ihr das bei einem Gespräch vorwurfsvoll mitteilte, meinte sie belustigt, ich habe mich mit Absicht nicht gemeldet. Denn selbst ist der Mann. Jetzt hatte er das Ganze satt. Er wollte sich zurückziehen. Dazu gehörte eine ganze Portion Mut, denn genau genommen war sie so etwas wie eine Vorgesetzte. Kennen gelernt hatten sie sich ja auch auf geschäftlicher Basis, und dieser Schritt konnte ihm schaden. Denn sie war sich bestimmt keiner Schuld bewusst!
Vorsichtig fragte er herum. Alle bestätigten sein Urteil. Als Frau große Klasse, als Geschäftsfrau, na ja. Er schätzte sie als Mensch, als Frau sehr hoch ein. Ihr liebenswürdiges Verhalten, ihre Offenherzigkeit, ihre Wärme, ihre Eleganz, nahmen ihn immer wieder gefangen. Deshalb fiel Joschka dieser Schritt furchtbar schwer. Aber wenn er sich an ihr Geschäftsgebaren ihm gegenüber erinnerte, dann wusste er, dass dieser Schritt richtig und wichtig war.
Er sagte sich, nur Mut, dass stehst du durch, das musst du durchstehen! Als erstes löschte er ihre Daten aus allen seinen Speichern. Mailen, Simsen und Anrufen konnte er sie nun nicht mehr. Ihr schien sein Schweigen egal zu sein. Sie meldete sich auch nicht. Als schließlich ein Terminvorschlag in seinem Webpostfach einging, bestätigte er ihn nicht. Er zeigte nur noch minimale geschäftliche Aktivitäten. Nur so viel, dass er nicht in die Kritik geriet. Und er stellte fest, dass er viel ruhiger, oder genau so ruhig lebte, wie zu der Zeit, bevor er sie kennen lernte. Er stellte nicht besonders überrascht fest, dass ihr an ihm wohl gar nichts gelegen hatte, denn sie suchte keine Aussprache. Für den finanziellen Verlust, den er erlitten hatte, hielt er sich auf seine Art schadlos.
Ab und zu sah er sie auf Tagungen und Meetings. Er bewunderte sie immer noch, hielt aber größtmöglichen Abstand, soweit das möglich war.
Es gab schließlich noch mehr Frauen! Nicht nur die Eine!

Kurt Meran von Meranien 06.12.2007
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Kinderfest
Am Sonnabendnachmittag war ich zum Kinderfest! Ich, ich war zum Kinderfest! Ich wäre nie hingegangen, wenn Brigitte mich nicht angerufen, und gefragt hätte, hast du heute etwas vor, wenn nicht, komm zum Kinderfest. Das Kinderfest fand im Innenhof des Schlosses Schönefeld statt. Obwohl ich noch nie im Schloss war, fand ich auf Anhieb das Tor. Das Torhaus war, trotz des schönen Gartens, verwahrlost! Im Innenhof fing mich Frau Uhlig ab, und wies mich ein. Ich tigerte zum Schlosscaffee, wo ich Brigitte und Marlies, wo sonst, vorfand.
Neben Brigitte sitzend, beteiligte ich mich zwar sporadisch an dem Gespräch, nahm aber nichts auf, da ich in den Anblick von Brigitte und Marlies versunken war. Früher konnte ich gleichzeitig Radio hören, mich mit anderen Leuten unterhalten, lesen und Maschine schreiben. Heute funktioniert das nicht mehr. Das Gespräch drehte sich irgendwie um einen Verlag, um süßes Brot und eine Gruppe. Mein Hirn speicherte nichts, oder fast nichts. Ich kann heute, wenn ich interessante Frauen ansehe, mich nicht mehr auf etwas anderes konzentrieren!
Nachdem Brigitte und Marlies ihren Kuchen vertilgt und ihren Kaffee getrunken hatten, stieß Brigittes Mutter zu uns. Die Bemerkung von Brigitte, meine Mutter kennst du ja von der Lesung im Enchilada, fiel sozusagen in ein Gedankenloch. Im Enchilada hatte ich mich nach der Lesung gedanklich und gesprächshalber mehr mit der Kellnerin beschäftigt. Da ich dabei ein halbes Dutzend große Tequila getrunken hatte, war die Lesung irgendwie in einer entfernten Windung meines Hirns verschollen. Wir drehten nun zusammen eine Runde durch den Schlosshof.
Mit einem Mal meinte Brigitte aufgeregt, der Hund ist da, und stürzte davon! Verständnislos folgte ich den drei Frauen, und überlegte, wie kommt Brigittes Hund ins Schloss. Des Rätsels Lösung war, Brigittes Mann war mit Till, dem Hund zum Schloss gekommen. Mann und Hund verabschiedeten sich bald, was ihnen auch nicht zu verdenken war. Nichts ist für einen Mann schlimmer, als mit Frauen, als fünftes Rad am Wagen Einkaufen oder spazieren zu gehen. Ich verpasste leider diese außerordentliche Gelegenheit, und schleppte mich in Gesellschaft der drei Frauen bis zum Stannebeinplatz. Dort machte ich den Abflug, und ging in meiner normalen Geschwindigkeit nach Hause. Dabei überlegte ich, was Brigitte eigentlich genau von mir gewollt hatte. Ich fand zwar die Eckpunkte, aber die Verbindungen fehlten. Zur Entspannung ging ich in meinen Garten, wo ich in Gesellschaft von einem anderen Gartenfreund und etlichen Flaschen Bier bis Mitternacht blieb.

Trotz aller Entspannung, blieb die Frage ungeklärt, was hat Brigitte veranlasst, mich zum Kinderfest einzuladen?

Kurt Meran von Meranien 03.06.2007
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Manövergebiet
Als ich das zweite Mal am Glubigsee im Urlaub war, hatte ich ein kleines Abenteuer zu bestehen.
Mit dem heimeigenen Ruderboot erkundete ich alle in der Nähe liegenden Seen und Fließe. Manchmal war ich nicht allein im Boot. In dem Parteiheim der Liberal-Demokratischen Partei waren Mitglieder aus allen Regionen der DDR zu Gast. Johanna aus Erfurt, Mareike aus Gülzow und Marlies aus Berlin mieteten mich sozusagen, als Ruderknecht. War ich allein unterwegs, konnte ich mir in aller Ruhe die Landschaft ansehen und auch einmal mit einem geborgten Gerät angeln. Waren die drei Frauen dabei, wurde nur geschwatzt. Sie schwatzten. Ich ruderte. Manchmal war ich auch mit Johanna allein. Gleich zu Anfang hatte sie gesagt: „Merken Sie sich, Vertraulichkeiten irgendeiner Art gibt es nicht! Sie rudern. Ich will die Sonne genießen.“ Rudere mal gleichmäßig, wenn eine junge Frau sich in aller „Unschuld“ auskleidet, eincremt und Eva in Paradies spielt. Fehlte eigentlich nur noch der Apfel. Das war noch, wenn auch mühsam, auszuhalten. Kaum zu verkraften war die Gegenwart aller drei. Sie benahmen sich, als wäre ich aus Stein. Schließlich hielt ich ihr sehr freies unzumutbares Benehmen nicht mehr aus und sagte ihnen unverblümt meine Meinung. Sie verlangten daraufhin an Land gesetzt zu werden und verschwanden. Zwei Tage konnte ich allein die Landschaft genießen.
Am dritten Tag erwartete mich Johanna am Bootssteg. Wir erkundeten zusammen alle Gewässer die wir erreichen konnten. Eines Tages, wir hatten immer genügend Proviant dabei, pausierten wir am Südufer des Grubensees. Fast am Wasser gab es festeingelassene hölzerne Bänke und Tische. Sie luden zum Picknick ein.
Wir saßen noch nicht lange da, als neben uns mit kreischenden Bremsen ein Jeep hielt. Ein Unterleutnant und drei Mann. Der Offizier baute sich vor uns auf. „Was machen sie hier?“ Wenn er richtig hingesehen hätte, hätte er bemerkt, dass wir vesperten. Ehe ich antworten konnte, fragte er weiter: „Wie kommen Sie hierher?“ Ein großes Licht schien er wirklich nicht zu sein. Am Ufer schaukelte unser Boot. „Ihre Ausweise zur Kontrolle!“ Ich überlegte. Sollte ich sagen, dass wir im Parteiheim der LDPD urlaubten, oder gab es einen anderen Weg? An der Ostsee hatte ich schon einmal einen Marineoffizier eingeschüchtert. Mal probieren, ob es hier auch klappte. Ich stand langsam auf und sah arrogant auf diesen Esel herab. Dann sagte ich langsam: „Wie stehen Sie denn da? Angezogen sind Sie auch nicht vorschriftsmäßig. In Ihrer Einheit scheinen ja katastrophale Zustände zu herrschen.“ Und nach einer kleinen Pause: „Ihr Soldbuch!“ Während ich sprach, sahen mich Johanna und die Militärs erstaunt an. Der Unterleutnant fingerte an seiner Brusttasche herum. Ich sagte scharf: „Brauchen Sie Hilfe?“ Er gab mir sein Soldbuch. Ich schlug es auf und überlegte dabei, wie ich weiter vorgehen sollte. Die Seiten langsam umblätternd sagte ich langsam: „Sie sind ja tatsächlich und wirklich Unterleutnant! Hätte ich nicht gedacht.“ Und wieder scharf: „Nehmen Sie gefälligst Ihre Knochen zusammen, wenn ich mit Ihnen spreche! Ich habe auf jeder Seite drei Sterne, Sie nur einen!“ Meine Worte zeigten Wirkung! Sie rissen ihre Knochen wirklich zusammen. Der Unter entschuldigte sich sogar und meinte dann erklärend: „Das Ufer gehört zum Manövergebiet und darf eigentlich nicht betreten werden.“ „Aha“, machte ich. „Und für wen sind die Tische und Bänke gedacht? Hier wird wohl einiges im Argen liegen. Oder feiern Sie auch mit?“ Mein Auftritt verschaffte uns ein paar schöne Tage. Johanna war gar nicht so zugeknöpft, wie es am Anfang ausgesehen hatte. Der Offizier hatte mir beim Abgang noch anvertraut, dass das Ufer unter ständiger Kontrolle war. Er sei aber überzeugt, dass unsere Anwesenheit Feinde davon abhalten würde, Schaden anzurichten. Davon waren Johanna und ich auch überzeugt. Dass keine Meldung einging überzeugte den Mann, dass ich die Bitte verstanden hatte.
Was sollte ich auch melden? Es gab nichts. Und welchen Dienstgrad hätte ich bei der Meldung angeben können? Ich war kein Militär, sondern Oberassistent der Deutschen Reichsbahn!

Kurt Meran von Meranien 20.06.2011
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Mund auf
Was ist medizinische Vorsorge? „Da stellen wir uns einmal ganz dumm“, wie Professor Schnauz in der Feuerzangenbowle sagte. „Medizinische Vorsorge gibt die Möglichkeit, eine entstehende Krankheit im Frühstadium zu erkennen und zu behandeln“! So denke ich, der Patient. Aber wie denkt der Weißkittel? Ich komme zu meiner Ärztin. Ich gehe lieber zu Ärztinnen. „Herr Meran“, was fehlt ihnen“? „Frau Doktor“, „außer Geld fehlt mir nichts. Ich glaube, ich habe etwas zu viel“! „Und was?“ Bla, bla, bla. Ich werde überwiesen.
Und nun geht es los! Der Eine sagt: „Hosen aus, Schlauch rein, wir sehen mal nach.“ Der Griff der Schwester lenkt mich von den Ungelegenheiten der Darmspiegelung positiv ab. Der Urologe sagt: „Hosen runter, ich fasse mal an“. Leider kenne ich keine Urologin. Da wäre mir das Anfassen viel lieber. Die Hautärztin sagt: „Lassen Sie mal den Slip fallen und drehen sie sich herum“. Magenonkel, Lungentante, Orthopäde. Alle sagen, negativ, sie sind gesund! Schön wär’s!
Der Zahnarzt. „Mund auf, Gebiss raus“. Und kratzt ein bisschen am Restgebiss herum. Ich sage zum Zahnarzt: „Ich habe dauernd Blut im Mund. Vom Magen, Hintern, Genitalien und Lunge kommt es nicht.“ Der Zahnklempner sticht herum, und sagt lakonisch: „Wenn ich hier sondiere, schießt Blut heraus. Das darf nicht sein. Sie könnten Parodontitis haben.“ Und hält mir einen Vortrag auf Latein. Als ich frage: „Könnten Sie mir das auf DEUTSCH erklären“, wird er grantig, drückt mir eine Broschüre in die Hand und meint, die Schwester macht PSI. Mein Restgebiss wird geröntgt.
Beim nächsten Besuch, stellt er fest: „Sie haben Parodontose. Sie ist, rechtzeitig erkannt, gut behandelbar“. Wieso er das erst festgestellt hat, nachdem ich ihn darauf aufmerksam gemacht habe, erklärt er nicht. Er hat also 8 Jahre nur durch die Vorsorge Geld verdient! Nun fuhrwerkt er mir im Mund herum. Es tut weh. Da ich meinen Kopf vom Schmerz wegbewege, sagte er dauernd: „Bleiben sie hier, wir sind noch nicht fertig“. Am liebsten möchte ich ihm ein paar auf den Punkt geben, aber leider hält mich seine Gehilfin fest. Als ich vor Jahren einem Zahnfleischer einen rechten Haken gab, bekam ich Praxisverbot. Das will ich nun aber auch nicht. Es werden 3 Vorbehandlungen und eine Hauptbehandlung angesetzt. Die Vorbehandlungen muss ich auch noch selbst bezahlen. Wie er seine Nachlässigkeit verrechnet, werde ich ihn nach Abschluss der Hauptbehandlung fragen, und dann vorsichtshalber wechseln, denn Zahnarztrache ist furchtbar.

Kurt Meran von Meranien 28.02.2008   
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Ostern
Bernd ging am Ostersonnabend im Park spazieren. Jetzt am Nachmittag waren viele Leute unterwegs. Meistens Familien oder Pärchen. Nur er war allein. Bernd lebte seit vielen Jahren allein. Das war zwar nicht schlecht, aber an Feiertagen hätte er doch gern liebe Gesellschaft gehabt. Er dachte an die Vergangenheit, und wurde traurig. Warum musste denn alles so kommen? Von seiner ersten Frau hatte er sich scheiden lassen, seine zweite Frau war gestorben. Seine Kinder wohnten weit entfernt und hatten nicht einmal einen Kartengruß übrig. Melancholisch schlich er durch die Wiesen, ohne sich am Frühlingserwachen zu erfreuen. Plötzlich waren drei kleine fußballspielende Kinder, zwei Mädchen und ein Junge, um ihn herum, und bezogen ihn einfach in ihr Spiel ein. Angesteckt von der Fröhlichkeit der Kinder vergaß Bernd seinen Kummer. Auf dem Weg zwischen den Wiesen, kamen zwei Frauen, eine ältere und einen jüngere. Das größere Mädchen rief:  „Da kommen Mutti und Oma!" und zu den Frauen: „Der Mann hat mit uns Fußball gespielt." Die ältere Frau fragte: „Haben sie keine Familie?" „Nein." Die jüngere Frau sagte: „Wir gehen jetzt nach Hause Kaffeetrinken, wenn sie möchten laden wir sie ein.“ Nach dem Kaffeetrinken schlugen die Kinder vor, Mensch ärgere dich nicht, zu spielen. Bald saßen alle sechs an einem großen Tisch und spielten. Bernd hatte Glück. Als der Kleine weinerlich guckte, spielte er absichtlich schlecht. Natürlich merkten dass die Mädchen, und drohten, ihn vom Spiel auszuschließen. Die Zeit verging wie im Flug. Als er sich verabschieden wollte, wurde er freundlich zum Abendbrot eingeladen. Die ältere der Frauen fragte was er zu Mittag gegessen hätte. Er sagte: „Knödel im Knödelzirkus. Ich esse gerne Knödel, vor allem böhmische Knödel. Die mache ich mir am liebsten selbst." Erstaunt fragte sie: „Sie kochen selbst?" „Ja, warum nicht?" Die Jüngere meinte: „Dann können Sie ja am Montag Knödel zu unserem Braten machen." Er zuckte mit den Schultern: „Gern." Die Frauen sagten, wir müssen natürlich wissen, was sie alles brauchen. „Mehl, Backpulver, Eier, Brötchen oder Semmelmehl, Salz, Milch." „Das haben wir alles da." Sie luden ihn für Sonntag zum Essen ein. Dabei erzählten sie so nebenbei, dass Beide geschieden wären. Nach dem sonntäglichen Essen gingen sie spazieren. Unterwegs kamen sie auf die Idee, bei ihm Kaffee zu trinken. Erwartungsvoll betraten sie seine Wohnung und sahen sich um. Sie staunten über die vielen Bücher. Jeder setzte sich dorthin, wo Platz war. Bernd fragte: „Was darf ich Ihnen anbieten? Ich habe Bordeaux, Cappuccino und Tee. Der Rotwein ist im Keller. Wenn ich sie allein lassen darf?" Die jüngere Frau sagte: „Gehen sie nur, wir klauen nicht." Als er mit dem Rotwein wiederkam, hatten alle eine Beschäftigung gefunden. Die Ältere las in einem historischen Roman. Die Kinder spielten Mensch ärgere ich nicht. Die Jüngere studierte seine Kochbücher. Tee und Cappuccino waren schon fast fertig. Bernd dekantierte den Rotwein. Als die Frauen erstaunt guckten, sagte er: „Wein kommt nicht in der Flasche auf den Tisch. Eigentlich müsste er sogar noch eine Weile ruhen." Als alle etwas zu trinken hatten, sagte die ältere Frau: „Trinken wir auf unser Wohl." Die Jüngere sagte: „Der Wein ist aber sauer." Bernd schluckte. Dann sagte er: „Mein Wein ist nicht sauer, er ist trocken. Ich trinke außer Eiswein, nur trockenen Wein". Die ältere Frau lächelte. Am Montag kochte er die Knödel. Er wies alle aus der Küche. „Wenn ich koche möchte ich nicht, dass mir jemand zusieht." Seine Knödel waren ein voller Erfolg. Augenzwinkernd fragte er danach: „isst hier jemand Fischbrötchen?" Denn er hatte Fischfilets und Brötchen mitgebracht. So kam es, dass er bis nach dem Abendessen blieb. Er hatte ein sehr schönes Ostern erlebt, und hatte am Montagnachmittag sogar mit den Kindern zusammen Ostereier gesucht. Zwei Wochen später fragte ihn die jüngere Frau bei einem Besuch, ob er schon mal an einen Frühjahrputz gedacht hätte?
Er zuckte mit den Schultern, doch ja, aber er hätte keine Lust. Drei Tage später luden ihn die Kinder ein, mit ihnen in Park Haschen und Verstecken zu spielen. Merkwürdigerweise kam die Frau mit den Kindern zu ihm in die Wohnung, fragte ob sie sich ein Buch auswählen könnte, und sagte: „Gehen sie schon vor, ich komme nach." Auf dem Weg zum Park unterhielten sich die Kinder mit ihm, und beim Spielen vergaß er die Frau. Nach längerer Zeit brachte er die Kinder nach Hause und ging Heim. Als er seine Wohnung betrat, erstarrte er. Seine Wohnung sah ganz anders aus als gewohnt. Ohne ihn zu fragen, war geputzt und umgeräumt worden. Brummend stellte er alles wieder so, wie es gewesen war. Am nächsten Samstag war er zu ihnen, und sie am Sonntag zu ihm eingeladen. Für den Samstagabend machte er Kartoffelsalat. Für den Sonntag hatte er schon vorgekocht, und konnte deshalb zusammen mit ihnen Frühstücken, nachdem er bei ihnen übernachtet hatte. Kurz vorm Mittagessen gingen sie in seine Wohnung. Er war auf die Reaktion der Frauen gespannt, da nie über das ungefragte Umräumen gesprochen worden war. Gleichgültigkeit vortäuschend sagte er: „Bitte Platz zu nehmen", und ging in die Küche. Er kam wieder und deckte den Tisch. Die Jüngere der Frauen war etwas blass uni die Nase, sagte aber nichts, während die Ältere verstohlen grinste. Nach der Beendigung des Essens, als alle nur so herum saßen, brachte er einen riesengroßen Blumenstrauß, und bedankte sich für das Putzen. Lächelnd, aber bestimmt, sagte er: „Ich bin zwar für Hilfe dankbar, möchte aber doch vorher gefragt werden, und ein Umstellen der Möbel gibt es ohne mich nicht." Denn er wusste aus bitterer Erfahrung, wenn er nicht aufpasste, dann würde er womöglich nur geduldeter Gast in seiner eigenen Wohnung sein!

Kurt Meran von Meranien 11.05.2008
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Paula
Paula ging in ihren Garten. Immer wenn sie ungestört allein sein wollte, suchte sie ihren Garten auf. Einige Zeit nachdem ihre Eltern sich vor fünf Jahren scheiden ließen, grenzte sie sich im großen Hausgarten ein Stück ab. Ihre Familie bewohnte ein kleines Einfamilienhaus am Rande der Stadt. Der an das Haus angrenzende Garten, den ihr Vati zusammen mit ihren beiden älteren Brüdern immer gepflegt hatte, verwilderte langsam. Er war mit ihren Brüdern ausgezogen und sie lebte mit ihrer Mutti allein. Sie hatte damals viel Kummer. Sie konnte überhaupt nicht verstehen, warum plötzlich so alles anders wurde.
Paula brauchte Abwechslung und eine Aufgabe.
Und eines Nachmittags begann sie mit Hacke und Spaten im Garten zu arbeiten. Ganz hinten, weit weg vom Haus und der Straße grub sie um. Als der Gartennachbar merkte was da vor sich ging, kam er herüber. Mit seiner Hilfe war schnell ein großes Stück umgegraben. Sie steckten zusammen Rabatten und andere Flächen ab. Später arbeitete sie meist allein. Ihre Mutti kümmerte sich überhaupt nicht darum, was sie im Garten machte. Nach einiger Zeit nahm ihr eigener kleiner Garten Gestalt an. Überall und zu jeder Zeit, blühten vielfarbige Blumen. Um eine Sitzecke herum standen dicht an dicht Rosenbüsche. In ihnen summte und brummte es. Paula hatte die Biologielehrerin angesprochen. Die hatte ihr zwar manches erklärt, aber ihr gefiel der lehrhafte Ton nicht. Als sie einmal mit ihrer Mutti im Tiergarten war, hafte sie nicht nur die Tiere, sondern auch die gepflegten Anlagen bewundert. In ihrem Garten versuchte sie das gesehene umzusetzen. Als Vati und ihre Brüder sie bei einem Besuch einmal gesucht hatten, waren sie erstaunt über das, was es in dem kleinen Garten gab. Aber auch ihre Schulkameraden besuchten sie manchmal. Gern machten ihre Freundinnen zusammen mit ihr die Schulaufgaben im Garten. Die Sitzecke wurde erweitert und ausgebaut. Als ihre Freundinnen in der Klasse vom Garten erzählten, konnte sie sich eigentlich nicht mehr über fehlende Hilfe beklagen. Der Nachbar, die Brüder, die Freundinnen und ab und zu ein Schulkamerad halfen bei den Gartenarbeiten. So schüchtern sie sonst war, im Garten war sie die Chefin. Die Anderen konnten Vorschläge machen und Helfen, Bestimmer war Paula.
Sie ging jetzt auch öfter in den Tierpark. Eines Tages hatte sie sich ein Herz gefasst und einen Zoomitarbeiter angesprochen. Dieser verwickelte sie in ein Gespräch über das Zusammenleben von Tieren und Pflanzen und zeigte ihr verschiedenes. Was ihr besonders gefiel, war, dass er sie nicht belehrte, sondern von gleich zu gleich mit ihr sprach. Sie lernte die anderen Zoomitarbeiter kennen und lud eines Tages ein bisschen verlegen in ihren Garten ein. Hier zeigte sie stolz ihr Refugium.
Der gesamte Garten hatte sich erholt. Alle Besucher hatten geholfen, aus der verwilderten Einöde einen Hausgarten und aus Paulas Stück ein Kleinod zu machen. Vati hatte einen großen Marktschirm spendiert. Die Brüder hatten um die Sitzecke herum ein halbkugelförmiges Drahtgitter gebaut und mit Schlingknöterich bepflanzt. Der Knöterich hatte bald die Sitzecke überwuchert. So war eine romantische Laube entstanden. Auf Vorschlag der Freundinnen waren ein Badeteich und ein kleiner Fischteich angelegt worden. Die Klasse hatte gesammelt und ihr zum Geburtstag mehrere Koys geschenkt. Ein winziger Rasen lud zum Hinlegen ein. Auch einen Grillplatz gab es. Bei Dunkelheit leuchteten solarbetriebene weiße und farbige Lampen an den Wegen und zwischen dem Knöterich.
Die Zoomitarbeiter waren begeistert.
Sie machten einige Vorschläge und spendierten wenig später exotische Pflanzen und einen kleinen Papagei, dessen Lieblingsplatz die linke Schulter Paulas wurde.
Papa und die Brüder fanden sich jetzt fast jedes Wochenende ein. Sie brachten immer etwas mit. Grillzeug, Pflanzen, Steine. Um Wege zu sparen übernachteten sie im Haus. Paula bestand darauf, dass gemeinsam gegessen wurde.

Sie bemerkte, dass Mama wieder lächeln konnte und die Männer bei der Gartenarbeit fröhlich waren.

Kurt Meran von Meranien 06.03.2011

Mal wieder die Unsinn-Nachrichten über wichtiges auf Instagraaaam gelesen. Da sollen splitternackte Frauen zu sehen sein! Mein Gott! Wenn man wirklich etwas aufregend-anregendes SEHEN würde! Letztens sollten Nippel unter einer weitausgeschnittenen Bluse zu sehen sein. Was habsch gesehn? Kaum bemerkbare, erbsenkleine Spitzchen! Dies ist genauso aufregend, wie die Aktfotos bei Heidis Nippelshow. Die Mädchen tun immer so, als wenn sie noch nie beim FKK gewesen wären! Also nein ...

KM 28.09.2020

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  - Alle Fremdangaben / Texte seitens des L-Schoenefelder-Almanach ohne Gewähr -

Beiträge : Georg Hans Schlitte / Kurt Meran von Meranien

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